Sehr gerne würde man in Unterhaching die laufende Saison nach dem heutigen Tag sofort beenden. Wegen der ungleichmäßig angesetzten Begegnungen rangiert der TSV dank dem heutigen 3:0-Erfolg (25:21, 25:15, 25:18) gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen auf dem ersten Tabellenplatz. Aufgrund der höheren Zahl an absolvierten Partien (acht Siege aus elf Spielen) liegt Haching zumindest vorübergehend vor Friedrichshafen und Düren, die beide erst in zwei Wochen wieder ins Bundesliga-Geschehen eingreifen.

Ein Spieler der Gäste hatte sich besonders auf die Partie gegen den TSV Unterhaching gefreut. Björn Matthes, selber drei Spielzeiten bei Haching aktiv und jetzt beim Aufsteiger Netzhoppers unter Vertrag, wollte seinen früheren Teamkollegen und natürlich auch TSV-Coach Mihai Paduretu zeigen, dass er es immer noch drauf hat. War er in Unterhaching am Ende immer öfter nur noch Ergänzungsspieler, so darf er bei 'KöWu' nun beweisen, dass er Führungsqualitäten besitzt. Und das tat er dann auch. Immer wieder feuerte er seine Teamkollegen im ersten Durchgang an, dass sie doch alles geben mögen, um an den Hachingern dran zu bleiben - mit Erfolg. Es dauerte lange, bis sich die Gastgeber im hart umkämpften ersten Durchgang absetzen konnten. Nach 6:6 und 11:11 gelang dem TSV das wichtige 'Mini-Break' zum 16:14. Doch weiterhin leisteten die Netzhoppers tapfer Widerstand. "Keiner kann uns vorwerfen, dass wir heute nicht gekämpft hätten", lobte Björn Matthes nach dem Spiel den Einsatzwillen seiner Mannschaft. Die hielt noch bis zum 23:21 für Unterhaching mit, doch dann war der Satz gelaufen.

Im zweiten Durchgang bot sich zumindest anfangs noch das gleiche Bild. Doch beim Stand von 13:12 für die Hachinger servierte Zuspieler Patrick Steuerwald zwei bärenstarke Aufschläge zum 15:12. Von da an war es um den Kampfeswillen der Gäste geschehen. "Wenn ich nach dem heutigen Spiel meinen Jungs überhaupt einen Vorwurf machen kann, dann deshalb, weil sie sich zu schnell aufgegeben haben", bemerkte Gäste-Trainer Matthias Münz auf der anschließenden Pressekonferenz. In dem Satz sollte sein Team nur noch zwei Punkte erzielen.

Danach konnten die Hausherren vom TSV schalten und walten wie sie wollten. Aus einem anfänglichen 2:2 im dritten Satz wurde schnell ein 7:3 und schließlich ein 18:9. Zeit für Mihai Paduretu, seine "jungen Wilden" auf das Parkett zu schicken. Zuerst kam Lucian Jachowicz für Patrick Steuerwald auf der Zuspiel-Position. Wenig später Florian Malescha für Patrick Schwaack und beim Stand von 24:16 hatte auch noch Thomas Ranner seinen Auftritt. Der wurde sogar noch um zwei Punkte verlängert, da die Netzhoppers noch einmal zwei Punkte aufholten. Danach war jedoch Schluss. Nur ein wenig mehr als eine Stunde hatten die Schützlinge von Mihai Paduretu für ihren Sieg benötigt.


Der Trainer kann mit dem starken Abschneiden seiner Jungs in der nun beendeten Hinrunde sehr zufrieden sein: "Die Tabellenführung interessiert mich nicht, da werden Friedrichshafen und Düren schon nachziehen, aber Fakt ist, dass wir in der ersten Saisonhälfte nur drei Spiele verloren haben. Darauf muss man wirklich stolz sein."

Während die anderen Teams nun versuchen werden, den Überraschungstabellenführer wieder vom Thron zu stoßen, können sich die Hachinger jedoch auf keinen Fall ausruhen. Kommendes Wochenende steht das Achtelfinale im DVV-Pokal gegen Humann Essen auf dem Programm, danach wird der Coach zusehen, dass seine Jungs sich über die Feiertage ausreichend bewegen. Denn zu Beginn des neuen Jahres wartet das Abenteuer CEV-Pokal. "Das sind Mannschaften von einem anderen Kaliber wie in Deutschland, da kann auch der Michi Mayer noch einiges Lernen."

Während der Hachinger Coach vor der Presse die Europapokal-Begegnungen im Januar anpreist, wird in der Halle immer noch gefeiert. Denn gestern wurden nicht nur zwei wichtige Punkte für die Meisterschaft eingefahren, sondern im Anschluss an die Partie wurde mit einem großen Festakt die Volleyball Akademie eröffnet. Mit ihr geht der Verein, unterstützt durch seine Sponsoren Develey und Generali, einen neuen Weg, um Jugendliche für den Volleyballsport zu gewinnen und auszubilden. "Für die Jugend Verantwortung zu übernehmen heißt, für die Zukunft Verantwortung zu übernehmen!" Mit diesen Worten begrüßte Develey-Geschäftsführer Michael Durach heute die Zuschauer in der Halle. Die Akademie sei "eine große Chance für den Verein und für die Jugendlichen." Vielleicht spielen einige davon ja dann auch irgendwann im Europapokal, wie es die aktuellen TSV-Profis nun bald tun werden.

Andreas Bergmann