Die Enttäuschung steht den Spielern in die Gesichter geschrieben. Denn sie waren so nah dran an der Sensation. Mit 2:3 unterliegt der TSV im Finale des CEV-Turniers gegen das französische Profiteam Tourcoing Lille Métropole. Von den Fans stehende Ovationen für eine Niederlage.
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Fast 950 Volleyballverrückte haben am Sonntag Abend den Weg in die Generali Sportarena gefunden. Es hat sich herumgesprochen, welch spektakulärer Sport bisher beim CEV-Pokal in Unterhaching geboten wurde. Und so war es in der Halle auch nach dem 0:2 Satzrückstand kein bisschen leise. Denn dass die Hachinger gegen Tourcoing mithalten konnten, zeigen die ersten beiden Durchgänge, in denen der TSV insgesamt nur vier Punkte weniger erzielt hat (24:26, 23:25).Hachings Coach Mihai Paduretu muss etwas ändern und hat eigentlich nur eine Möglichkeit: er bringt Markus Pielmeier für Gerrit Zeitler auf der Mittelblockposition. Zeitler hatte gegen die Angriffe von Frankreichs Nationalspieler Capet bisher wenig auszurichten vermocht. Ob es nun der Wechsel ist, oder die Kampfansage von Außenangreifer Patrick Schwaack in der Satzpause, es geht ein Ruck durchs Team. Trotz aussichtslosem Rückstand kämpfen die Hachinger weiter, mit allen Mitteln die sie haben. Sie kämpfen 34 Minuten lang: Dejan Stankovic rettet mit dem Fuß, Ferdinand Tille liegt am Boden, Norbert Kunstek blockt. Außerdem immer wieder Kapitän Michael Mayer, mit knallharten Angriffsschlägen von der Diagonalposition. Haching geht 18:13 in Führung, gepeitscht vom tosenden Publikum. Doch die Franzosen lassen sich nicht so schnell beeindrucken, den Angriffen von Capet, Tolar und Duhagon schauen die Blockspieler des TSV meist nur Hinterher. Kurz vor Satzende ist Tourcoing wieder voll da - 22:22. Entsetzen macht sich breit, als die Franzosen beim 25:24 ihren ersten Matchball haben, doch der TSV hat für solche Fälle heute einen Mayer in Topform. Er wehrt sowohl diesen, als auch die nächsten beiden Matchbälle (25:26, 26:27) ab. Es folgen vier Satzbälle für die Bayern, doch nacheinander flattern Schwaack, Kunstek, Mayer, Pielmeier und Steuerwald beim Aufschlag die Nerven.Nicht der erste Volleyballkrimi für die Hachinger Fans in diesen Tagen, die erst beim 33:31 von ihrem Team erlöst werden.
Der vierte Satz beginnt wieder kämpferisch und einem starken Dejan Stankovic, der in seinen Angriffen schön variiert. Bei der ersten Technischen Auszeit führt der TSV mit 8:5. Die Franzosen wirken etwas ratlos gegen einen immer stärker werdenden Hachinger Block und einen abgeklärt spielenden Mayer. Letztendlich ist es dann Schwaack, der zweiten Satzball zum 2:2 Ausgleich verwandelt (25:20).
Im Tiebreak starten die TSV-Jungs furios. Gleich zwei Mal hintereinander blockt Kunstek den Ball seinem Gegenüber Tolar vor die Füße, Mayer und Stankovic bezwingen die französische Feldabwehr mit einem Lob. Hachings Volleyballer führen 5:3. Dann passiert ausgerechnet dem bisher perfekt spielenden Libero Tille ein Fehler in der Annahme und Tourcoing kann ausgleichen. Die Franzosen sind urplötzlich zurück im Spiel und so sind es Mittelangreifer Tolar sowie der im vierten Satz eingewechselte Barca auf der Außenposition, die den Hachinger Traum zerplatzen lassen.

Tourcoings Coach Fronckowiack sagt nach dem Spiel, Barca habe am Ende das Spiel entschieden. Und es entschied sich aus Hachinger Sicht am Ende viel zu schnell. Nachdem es bis zum 9:9 ausgeglichen bleibt, geht der Tie-Break mit 11:15 klar an die Franzosen.„Wir waren erschrocken, dass wir gewinnen können“, meint Paduretu und erklärt sich somit die tragische Niederlage. Am Ende hat Tourcoing genau einen Punkt mehr erzielt (116:117).

Nur der Turniersieg hätte den TSV Unterhaching ins Achtelfinale des CEV-Cups gebracht. Dort steht Mitte Januar Tourcoing Lille Métrople nun im rein französischen Duell Arago de Sète gegenüber.
Während die Jungs mit hängenden Köpfen unter die Dusche schleichen, blickt ihr Trainer etwas zufriedener drein. „Morgen werden sie verstehen, was sie eigentlich erreicht haben“, meint er. Ihm gegenüber sitzt ein freudestrahlender Gästetrainer: „Das Turnier hier hat von Anfang bis Ende Spaß gemacht. Die Organisation war super und es wurde Volleyball auf wirklich hohem Niveau gespielt. In Unterhaching wächst ein professionelles Umfeld heran.“
Über den reibungslosen Ablauf freute sich auch Klaus Fezer, Technischer Deligierter des CEV. „Die Teams aus Montenegro, Tschechien und Frankreich haben sich vor allem über die Gastfreundlichkeit gefreut. Auch die Organisation, die ganze Stimmung in der Halle war sehr schön! Wir sind alle überaus zufrieden!“
Spaß am CEV-Pokal hatten in Unterhaching vor allem die jungen Spieler des Teams. „Die haben Blut geleckt“, sagt Paduretu, „das heißt aber auch, dass wir in der Bundesliga ins Halbfinale kommen müssen.“
Keine Trainingspause also für sein Team, denn am Samstag steht in Wuppertal ein schweres Spiel an. Und die 950 Fans zur Unterstützung passen leider nicht alle in den Bus.