„Oh, wie ist das schön, oh wie ist das schön!“ Fast eine Stunde nach Spielende tanzt Hachings Zuspieler Patrick Steuerwald immer noch durch die Generali Sportarena. Doch sein Jubel gilt nicht so sehr dem 3:0-Sieg (25:23, 25:21, 25:21) über das Tabellenschlusslicht GSVE Delitzsch, viel mehr stimmt er in die deutschen Handball-Fangesänge in der Kölnarena ein.
Denn viel Grund zur Freude gab es in der Begegnung gegen die Sachsen am Sonntag Nachmittag nicht. Der TSV tat sich schwer gegen ein wenig überzeugendes Delitzscher Team. „Wir haben fast eineinhalb Sätze gebraucht, bis wir locker gespielt haben“, sagt TSV-Trainer Miahai Paduretu.
Und so kam es, dass Delitzsch bis zum 23:23 im ersten Satz gut mit den Hachingern mithalten konnte. „Wenn uns in dieser Situation noch ein blöder Fehler unterlaufen wäre...“ Paduretu möchte sich das Szenario gar nicht ausmalen. Doch der Fehler passiert nicht auf Seiten des TSV: ein Aufschlagfehler des GSVE Delitzsch und ein Ass von Hachings Norbert Kunstek beenden den ersten Durchgang.
Und auch im zweiten Satz sahen die 450 Zuschauer eine mittelmäßige Unterhachinger Leistung. Diagonalspieler Michael Mayer hatte es derweilen mit einem Delitzscher Drei-Mann-Block zu tun und auch die weiteren TSV-Angreifer Schwaack, Kunstek und Stankovic fanden kein probates Mittel, um die Feldabwehr der Sachsen in Bedrängnis zu bringen. Starke Blockarbeit auf Seiten der Gäste führte dann dazu, dass Delitzsch sogar einige Punkte in Führung gehen konnte (15:12).
„Da hat uns die nötige Aggressivität gefehlt“, meint Paduretu. „Dabei haben wir die ganze Woche darüber gesprochen, dass dies wichtig sein wird.“ Es klingt etwas Unzufriedenheit mit, beim Hachinger Coach. Dabei kamen seine Mannen rechtzeitig wieder ins Spiel, kämpften um die wichtigen Punkte gegen Satzende.
„Heute war kein Spieler dabei, der positive Energie mit ins Spiel brachte“, sagt Paduretu. Dies sei ein ständiges Problem bei den Unterhachingern, meint der Trainer und: Das muss sich ändern, wenn wir unter die Top vier der Liga kommen wollen!“ Doch reichte es auch im zweiten Durchgang für die TSV-Spieler, die im rechten Moment wieder die nötige Konzentration bewiesen.
Satz Nummer drei wurde dann zur Formsache. Zwar zeigten die Hausherren noch immer wenig Engagement gegen das Schlusslicht, doch sorgte vor allem Kapitän Mayer mit guten Angaben dafür, dass sich der diesmal früh TSV absetzen konnte.
Mit dem Ergebnis sei er zufrieden, doch „es haben die Emotionen gefehlt“, sagt Paduretu nach der Partie. Und nicht in Hinblick auf die bevorstehenden Begegnungen gegen den VCO Berlin und den TV Rottenburg lautet seine Aufforderung ans Team: „Zu Hause müssen wir souveräner spielen!“
Nach einer Stunde und 13 Minuten, hatten es die TSV-Jungs und auch die Fans endlich geschafft: es war an der Zeit, Handball zu schauen. Denn anstatt den gewohnten Weg unter die Dusche zu wählen, suchten sich beide Mannschaften einen Platz mit guter Sicht zur Großbildleinwand.
Zuschauer und Spieler bekamen so nach einer schwachen Bundesliga-Begegnung noch einen spannenden Finalkampf zu sehen. Und Steuerwald konnte tun, was er in den drei Sätzen zuvor nicht zu oft vermöchte: ausgelassen jubeln. „Wir sind Weltmeister!“ Tabellenvierter wäre wohl zutreffender gewesen...