Stefan Schneider will die Frage schon gar nicht mehr beantworten. „Das zieht sich bei uns ja schon über viele Spiele hinweg“, erklärt Rottenburgs Diagonalangreifer. Was er damit meint? Dass der TVR zwar oft mit den Gegnern mithält, am Ende dann aber doch immer wieder den Kürzeren zieht. So auch in der Begegnung gegen den TSV Unterhaching. Am Ende steht das 3:0 (25:17, 30:28, 25:21) und damit der fünfte Sieg in Folge für die Bayern.

Dabei können die Gäste aus Rottenburg bis zum 15:15 gut mit dem TSV mithalten. Dann geht Hachings Kapitän Michael Mayer zum Aufschlag, serviert vier gute Angaben hintereinander und bringt seine Mannschaft mit 19:15 in Führung. Wohl das einzige Mal, dass Hachings Coach Mihai Paduretu mit dem Service seiner Schützlinge zufrieden ist. Diese eine Aufschlagserie jedenfalls durchbricht im ersten Durchgang den schwäbischen Kampfgeist. Es folgen ein starker Angriff von Markus Pielmeier und zwei Blockaktionen von Norbert Kunstek, die den Hachingern den ersten Satzball einbringen. Bei dem geht der TVR helfend zur Hand: Schneider setzt seinen Angriff ins Aus und besiegelt somit den ersten Hachinger Satzgewinn.

„Wir sind eine Mannschaft die bis zum Schluss kämpft“, sagt Schneider später und im zweiten Durchgang konnte man sehen warum. „Rottenburg hat sich im Gegensatz zur Hinrunde stark verbessert, vor allem in der Feldabwehr sind sie Teams wie Delitzsch oder Berlin überlegen.“ Und so holen sich die Schwaben Punkt für Punkt, graben Bälle aus, die längst am Boden scheinen. Die Hachinger hingegen sind zwar im Angriff und Block flexibel, helfen aber mit zahlreichen Aufschlagfehlern kräftig nach. Beim Stand von 20:21 kann Rottenburg erstmals in Führung gehen, beim 23:24 steht der erste Satzball auf Seiten des Tabellenzehnten. „Wenn wir da den Satz zumachen, wird die Partie noch einmal spannend“, meint Schneider. Ja, wenn... Mit einem Hinterfeldangriff von Dejan Stankovic gleicht der TSV Unterhaching aus, hat beim 25:24 selbst Satzball. Doch auch Haching wäre nicht Haching, würden sie den Durchgang einfach gewinnen. Der TSV benötigt wie so oft ein bisschen mehr Zeit, bis Mayer den fünften Satzball mit einem Angriffskracher zum 2:0 (30:28) verwandelt. „Im richtigen Moment die Kugel totzumachen, dass fehlt uns einfach“, sagt TVR-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger sichtlich neidisch. „Haching hat eben einfach noch mal angezogen, wenn es sein musste.“ Aber da stehe mit Mayer, Steuerwald, Stankovic und Schwaack auch eine Mannschaft von einem ganz anderen Format auf dem Feld. Trotzdem, mit der Leistung seiner Spieler war er „völlig unzufrieden. Es hilft nichts, super abzuwehren, wenn schon die Annahme irgendwo in der Pampa landet.“

Die Rottenburger Annahme kann im dritten Satz jedoch gar nicht mehr in die Weiten der Generali Sportarena abdriften, denn die Aufschläge von Steuerwald, Schwaack und Mayer schaffen es entweder nicht übers Netz oder landen im Aus. So geht Rottenburg zunächst mit 6:4 in Führung, doch die Freude darüber währt nicht lange. Nun kommt Müller-Angstensbergers zweiter Unzufriedenheits-Faktor ins Spiel: der eigene Angriff. Nacheinander finden sich die Schläge von Gieß, Pompe und Schneider im Netz, im Aus oder den Händen der Hachinger Blockspieler wieder.
Beim 13:13 erfolgt bei Haching der Wechsel auf der Mittelblockposition, es kommt Gerrit Zeitler für Pielmeier. „Im Block war ich heute oft nicht schnell genug“, meint der 19-jährige Pielmeier selbstkritisch. „Gerrit hat ein gutes Spiel gemacht, wir stacheln uns gegenseitig an.“ Zeitler verwandelt nach Mayer den dritten erfolgreichen TSV-Angriff zum 17:14 für die Hausherren. Das Satzende wird Formsache, die Hachinger lassen nichts mehr anbrennen und fahren mit dem 3:0 den fünften Sieg in Folge ein. Da der SCC Berlin gegen Düren erwartungsgemäß Federn lassen musste, rückt der TSV sogar auf den dritten Platz vor. Ein Zustand, der nicht von langer Dauer sein wird, befürchtet Paduretu. „Berlin hat die schweren Gegner jetzt weg, bei uns stehen die erst noch an.“ Am Samstag schon muss der TSV beim Deutschen Meister in Friedrichhafen ran, es folgt Tabellenführer Düren und das direkte Duell gegen den SCC Berlin. „Mit der Leistung von heute werden wir diese Spiele nicht gewinnen“, glaubt Pielmeier.
Und auch Paduretu möchte aufkeimende Hoffnungen auf zwei Punkte in Friedrichhafen gleich im Ansatz ersticken: „Die haben jetzt schon zwei Mal verloren, das reicht beim VfB gewöhnlich in einer Saison.“ Und: „Wir haben in sechs Jahren Bundesliga schon überall gewonnen, am Bodensee aber noch nie.“ Ganz aufgeben will er die Partie jedoch nicht. „Na ja, irgendwann muss es ja dann auch mal klappen. Auf jeden Fall werden wir sehen, wo wir leistungsmäßig wirklich stehen.“ Ziel sei definitiv der vierte Tabellenplatz und das Playoff-Halbfinale. Davon können die Rottenburger derzeit nur träumen. Mit erst zwei Siegen stehen sie weiter auf einem Abstiegsplatz.

Ach ja, einen kleinen Unterschied im Vergleich zu den letzten Bundesligabegegnungen stellte Rottenburgs Stefan Schneider nach dem Spiel dann doch noch fest: „Sonst haben wir wenigstens einen Satz gewonnen!“