Hachings Trainer Mihai Paduretu hat eine neue Liebe: kaffeebraun, sportlich und immer für ihn da. Sein Name: Ben Ibata. Alter: 32. Position: Mittelblocker in der Not.

Und auch am Mittwoch wurde Ibata im Playoff-Viertelfinale gegen Bayer Wuppertal wieder einmal zu Hachings Retter. Denn er war das emotionale Zentrum des TSV- Spiels, behielt wohl als einziger ein kleines Fünkchen Hoffnung. „Ohne Ben hätten wir heute nicht 0:3, wir hätten 0:5 verloren", schwärmt Paduretu nach dem ersten Spiel aus „Best of Three". Aber Moment mal... verloren?

Beinahe! „Unglaublich, wie lustlos man in eine Begegnung gehen kann!" Paduretu staunt vielmehr über die blamable Leistung seiner Mannschaft in den ersten beiden Sätzen, als über die unerwartete Rückkehr Durchgang drei. Vor allem Ibata war es zu verdanken, dass der 11-köpfige Knabenchor am Ende doch sein Lied zum Besten geben durfte: „Wir sind aus Haching, wir sind aus Bayern, wir sind diejenigen, die immer wieder feiern". Mit 3:2 (19:25, 19:25, 25:20, 25:23, 15:13) wurden die Gäste aus Wuppertal niedergekämpft.

Für Bayer Wuppertal die zweite Fünf-Satz-Niederlage innerhalb weniger Tage. Zuletzt hatte sein Team gegen Eltmann mehrere Matchbälle vergeben, doch die Niederlage in Unterhaching schmerzt bei Wuppertals Coach Jens Larsen um einiges mehr: „Das war die größte Enttäuschung, die ich als Trainer erlebt habe!", resümiert er den unerwarteten Verlauf der Partie. Vor der Begegnung hatte Larsen die Hachinger als klaren Favoriten eingestuft, doch als solcher traten die Bayern in der eigenen Generali Sportarena nicht auf. Nicht nur Eigenfehler zeichneten das Unterhachinger Spiel, die Gastgeber bekamen Wuppertals Angreifer Peter Lyck und Andreas Eichhorn kaum in den Griff. Während Bayer ungehemmt punkten konnte, hingen die Köpfe auf Hachinger Seite immer tiefer (25:19, 25:19).

In Unterhaching wundert man sich wohl jetzt noch, was im dritten Durchgang eigentlich die Wende brachte. Kapitän Michael Mayer, dem die Krankheit in den ersten beiden Sätzen deutlich anzumerken war, fand auf Hachinger Seite immer besser in sein Spiel. Im Gegensatz dazu bei Wuppertal „ein paar Aufschlag- und Angrifffehler zu viel", sagt Larsen. Verkehrte Welt im dritten Satz: Ibata feuerte die Hachinger Fans an, Haching führte! „Er hat das Team heute unglaublich gepusht", meint Paduretu, „ und im dritten Satz gab es für uns nichts mehr zu verlieren." Emotionalität beim TSV, zu viel Rationalität bei Bayer: „Es ist schön, intelligente Spieler zu haben - aber nicht, wenn sie zu viel nachdenken", erklärt Larsen. Eine kleine Chance bekam Unterhaching am Mittwochabend, sie wurde dankend angenommen. Mit 25:20 ging der dritte Satz an den TSV, der langsam in die Begegnung hineinfand.

Die Feldabwehr - der einzige Lichtblick in den ersten beiden Sätzen - blieb stark, vor allem Ferdinand Tille rettete einige Bälle kurz vor dem Boden. Aber auch im Angriff lief beim TSV nun einiges mehr zusammen. „Patrick Schwaack hat gut gespielt, sehr konstant", lobt Paduretu, aber auch Ibata und Mayer punkteten jetzt. Bayer wirkte überrumpelt, plötzlich deutlich im Rückstand. Doch Larsens Mannschaft kämpfte ebenfalls, kam am Satzende noch einmal heran, konnte jedoch nicht mehr aufholen (25:23).

Wie so oft in der laufenden Saison kam es also zum entscheidenden Tiebreak. Der TSV schien nahe daran, das Erkämpfte wieder herzuschenken, ließ Bayer auf zwei Punkte davonziehen. Bei 8:9 war es den Gastgebern dann aber genug. Vier Punkte in Folge erzielte der TSV, der Wuppertaler jedoch längst nicht gebrochen. Von 8:12 kamen die Bergischen wieder auf 12:13 heran, ehe sich Unterhaching den ersten Matchball erkämpfen konnte. Spätestens jetzt erlangte die Begegnung an Dramatik. Der Schiedsrichter zeigte Paduretu Gelb, „weil ich zu sehr gestikuliert habe", meinte Hachings Trainer später. Denkbar ungünstig in dieser Situation, denn Wuppertal kam so wieder auf 13:14 heran und erhielt das Aufschlagrecht. Doch Ben Ibata hatte nach rund zwei Stunden Spielzeit genug und verwandelte seinen Angriffsball zum 15:13 für den TSV.

Somit benötigen die Hachinger noch einen Sieg gegen Bayer Wuppertal, um ins ersehnte Halbfinale einzuziehen. Doch der SV Bayer hat zu Hause bisher nur ein Spiel verloren, gegen Vizemeister evivo Düren. Deshalb ist sich Larsen sicher, dass sich die Reise für den TSV am Samstag (19.30 Uhr, Wuppertal) nicht lohnen wird. „Wir sehen uns am Dienstag wieder hier in Unterhaching!" Dann wäre nämlich ein mögliches Entscheidungsspiel zwischen dem Tabellenvierten und -fünften. Doch er weiß, das Unterhaching in dieser Partie deutlich mehr Selbstvertrauen getankt hat, als sein Team. Und noch eines hat Jens Larsen am Mittwoch in Unterhaching gelernt: „Ben gibt nie auf!"