Bayrisches Finale bei den Deutschen U20-Meisterschaften

Am Freitag gab es Abiturnoten. Doch während die Klassenkameraden bei bestem Sommerwetter auf den Schulabschluss anstoßen konnten, schwitzten die U20-Volleyballer des TSV Unterhaching beim letzten gemeinsamen Training in der Bayernwerk Sportarena. Denn was den Youngstern in der vergangenen Saison verwehrt blieb, wollten sie am Pfingstwochenende nachholen: den Deutschen Meistertitel vor eigenem Publikum. Der Fleiß wurde am Sonntag Nachmittag in einem spannenden Finale belohnt: Mit 2:1 (19:25, 25:17, 15:12) siegte die Mannschaft von Trainer Mihai Padretu gegen Lokalrivalen ASV Dachau.

Bereits im ersten Match des Turniers trafen die beiden bayrischen Vertreter in der Gruppe aufeinander. Dachau, als amtierender Landesmeister Favorit in der Gruppe B2, startete ungewohnt unsicher gegen die Hausherren und fand vor allem gegen den stark aufspielenden Lorenz Karlitzek kein probates Mittel. Haching überraschte mit einem klaren 2:0 (25:21, 25:22) und setzte sich im Laufe des Samstags ebenso gegen den U18-Vorjahressieger VC Gotha (25:18, 25:15) und den SC Strande (25:20, 25:23) durch. Als Gruppenerster stand der TSV bereits sicher im Viertelfinale, während der ASV Dachau im Kreuzspiel gegen das dritte bayrische Team, Marktredwitz, zumindest kurzzeitig ums Weiterkommen bangen musste (25:8, 22:25, 15:9).

Am Sonntag wartete TuS Kriftel in der Runde der letzten Acht. Doch der Traum vom gesteckten Ziel Halbfinale geriet zunächst ins Wanken. Der TSV verschlief den ersten Durchgang und gab ihn an die Hessen ab (21:25). Dann kam der Hachinger Turbo ins Laufen (25:14, 15:10) – der Einzug ins Halbfinale war perfekt. Im Anschluss gegen Friedrichshafen zeigte sich Unterhaching fast fehlerfrei. Mit einer beeindruckenden Leistung sicherten sich Paduretus Jungs den Platz im Finale (25:20, 25:23). 

Auch Dachau maschierte durchs Viertel- und Halbfinale (jeweils 2:0 gegen Bocholt und Mainz-Gonsenheim) und so durfte Familie Sagstetter doch noch einmal ihre halbierten Trikots hervorkramen: grün auf der einen Seite, blau auf der anderen Seite. Auf der einen Seite Jonas Sagstetter im Trikot des TSV Unterhaching, auf der anderen Seite sein Bruder Benedikt im Trikot des ASV Dachau. Gemeinsam stehen sie in diesem jahr im Sand, gemeinsam wurden sie für den ASV Dachau bereits Deutscher Meister in den verschiedenen Jugendklassen. Am Sonntag Nachmittag konnte jedoch nur einer der beiden den Titel mit nach Hause nehmen. 

Dachau präsentierte sich von Beginn an fokusierter als im Gruppenspiel und konzentrierte die Block- und Abwehrarbeit vor allem auf Karlitzek, der sich deutlich schwerer tat. Jugendnationalspieler Simon Pfretzschner wusste einen kleinen Hachinger Vorsprung mit wuchtigen Aufschlägen zu egalisieren und überzeugte auch aus dem Rückraum mit starken Angriffen. Mit lautstarker Unterstützung der angereisten Dachauer   Fans holten sich die Gäste den ersten Satz. Im zweiten Durchgang waren die Vorzeichen umgekehrt. Haching drehte auf und zeigte sich vor allem in der Abwehrarbeit effizienter. „Die kurzen, einfachen Bälle müssen wir haben“, spornte Mihai Paduretu die Jungs an – mit Erfolg. Der TSV Unterhaching holte den Satzausgleich. Im Tiebreak entwickelte sich ein Kampf auf Augenhöhe, bis kurz vor Schluss. Dann haderte Dachau mit einer Entscheidung des Schiedsgerichts und geriet in Rückstand. Der ASV nahm eine Auszeit, Haching lag zwei Punkte vorne. Paduretu legte den Arm um seinen Sohn Eric und gab genaue Anweisungen an sein Team. Was ihm als Bundesligatrainer im Herrenbereich verwehrt blieb, wollte er nun mit seinem Nachwuchsteam unbedingt – den Deutschen Meistertitel. Als die 1. Schiedsrichterin beim Matchball lange mit der Entscheidung wartete, will Paduretu gar nicht hinschauen. Als der Arm dann aber auf Hachinger Seite hochging, gab es für den Erfolgscoach kein Halten mehr. Arm in Arm stürmte er mit Co-Trainer Pavel Pavlov und Christoph Mayser aufs Feld. Während sich alle in den Armen liegen wartet Jonas Sagstetter am Netz bereits aufs Handshake mit seinem alten Team und Bruder Benedikt. Doch ob bei Sagstetters, Paduretus oder allen anderen - mit Medaille um den Hals kann nun endlich gefeiert werden. Sowohl das bestandene Abitur und auf der erste Deutschen Meistertitel der TSV-Volleyballer. 

Für Unterhaching:

Eric Paduretu, Luis Großmann, Danilo Babik, Max Bibrack, Felix Lesche, Lorenz Karlitzek, Christoph Mattes, Jonas Sagstetter, Christian Starosczik, Luis Brandt, Paul Gehringer, Lennart Fuchs